
Wirtschaft:

Die aktuelle Wirtschaftskrise ist freilich auch an Brasilien nicht spurlos vorbei gegangen. Der Bovespa, der Leitindex an der größten Börse Südamerikas in São Paulo, hat seit Juni die Hälfte seines Wertes verloren. Ausländische Investoren ziehen Geld aus Brasilien ab. In Zeiten der Krise meiden sie Anlagen in risikoreichen Ländern und müssen Löcher in heimischen Bilanzen stopfen. Das bringt auch die brasilianische Währung, den Real, unter Druck. Zeitweise 40 Prozent verlor der Real seit Anfang September 2008 gegenüber dem Dollar. Anfang November 2008 ist er noch 30 Prozent weniger wert als vor zwei Monaten. Neben den fallenden Rohstoffpreisen belasten auch die Kapitalabflüsse der Investoren, Banken und Fonds die brasilianische Währung. Im Oktober haben alle Akteure netto 4,4 Mrd. Dollar aus Brasilien abgezogen. Zum Vergleich: Bis Oktober flossen 2008 noch knapp 13 Mrd. Dollar in das südamerikanische Land. Im jahr 2007 waren es 74 Mrd. Dollar. Die brasilianische Regierungen hat die letzten Jahre genutzt und sich auf schwierigere Zeiten vorbereitet: Sie hat den Haushalt ausgeglichen, hohe Devisenvorräte angespart und schon frühzeitig auf die Inflation mit Zinserhöhungen reagiert. Brasilien, die mit Abstand größte Volkswirtschaft des Kontinents, könnte die Krise mit einem blauen Auge überstehen, denn die Zentralbank versorgt die Finanzmärkte mit Dollar, erhöht die Liquidität des Bankensystems und hat dennoch die Inflation im Blick. Gleichzeitig springt die staatliche Entwicklungsbank mit Exportkrediten ein und hilft den Konzernen, die keine Kredite mehr im Ausland bekommen. Im Vergleich zu den nördlichen Staaten Lateinamerikas und Mexiko hat Brasilien zudem den Vorteil nur rund 16 Prozent in die USA zu exportieren. Eine Rezession dort würde Brasilien somit deutlich weniger treffen.
Bestimmt durch eine hoch entwickelte Agrar- und Bergbauindustrie, aber auch Schlüsselindustrien wie die Textil-, Bekleidungs-, Nahrungsmittel-, Maschinenbau- und Transportindustrie; Automobil- und Flugzeugbau; Elektronik, Eisen, Stahl, Chemie, übertrifft Brasiliens Volkswirtschaft die aller anderen südamerikanischen Länder und expandiert in zunehmendem Maße auf den Weltmarkt.
Brasilien hat die wirtschaftlichen Probleme um die Jahrtausendwende erstaunlich gut überstanden, mit der Stabilitätspolitik der Präsidenten Cardoso und Lula seitdem ein robustes stetiges Wachstum erreicht (5,2 % Wachstum im Jahr 2004) und rückt daher nun wieder verstärkt in das Blickfeld ausländischer Investoren. Das lateinamerikanische Potential ist noch längst nicht erschöpft: Zahlreiche Ressourcen warten auf ihre Ausbeutung, die Ausdehnung der landwirtschaftlich genutzten Fläche ist problemlos möglich. China unternimmt derzeit große Anstrengungen, den Rohstoffnachschub für seine boomende Industrie u.a. aus Lateinamerika zu sichern. Gleiches gilt für den Bedarf an landwirtschaftlichen Basis-Produkten: Der steigende chinesische Wohlstand treibt den Fleischkonsum in die Höhe, insbesondere Tierfutter, insbesondere Soja, wird in enormen Mengen benötigt. Die bereits getätigten und für die nächsten Jahre geplanten Investitionen in Lateinamerika werden aller Voraussicht nach der gesamten dortigen Wirtschaft zugute kommen. Brasilien selbst investiert rege in Bergbau, Ölförderung und Landwirtschaft. Brasilien ist bereits weltgrößter Exporteur von Eisenerz. Bis 2008 wird es zu den vier führenden Nickelproduzenten weltweit gehören. Bis einschließlich 2007 gibt es Investitionsvorhaben von über 12 Mrd. USD für Forschung, Bergbau und Produktverarbeitung von Gesteinen. Im Export von Erdöl gehört Brasilien zu den führenden 20 Nationen. Im Bestreben, in der Rohölversorgung Autonomie zu erreichen, sind in der Erdölindustrie bis 2010 Investitionen von 50 Mrd. USD vorgesehen. Brasiliens Landwirtschaft zählt zu den wettbewerbsfähigsten der Welt - mit steigender Tendenz.

Wirtschaftsverfassung: freie Marktwirtschaft
Internationale Integration: ALADI (Asociación Latinoamericana de Integración), Mercosur, Organisation of American States, WTO,Vereinte Nationen (Gründungsmitglied), Weltbank, IWF
Hauptexportgüter: Kfz, Flugzeug, Luft- und Raumfahrttechnik, Eisen/ Stahl, chemische Erzeugnisse, Ölsamen und Ölfrüchte, Kunststoffprodukte, Kaffe, Tee, Gewürze, Fleisch, Schuhe, Zellulose
Hauptimportgüter: Elektr. und mechanische Maschinen und Geräte, chemische Erzeugnisse, Mineralöl, Kraftfahrzeuge, Tiere, Pflanzen, Öle, Kunststoffe, optische, medizinische und messtechnische Geräte
Wirtschaftsstruktur (Entstehung des BIP): Land- und Forstwirtschaft 9,3%, Industrie 33,9%, davon verarbeitendes Gewerbe 21%, Dienstleistung 56,8%
Währung: 1 Real (R$) = 100 Centimos
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Kennzahlen
2002 | 2003 | 2004 | 2005s | 2006 | |
Reale Veränderung des BIP % | 1,9 | 0,5 | 4,9 | 2,3 | 3,9 |
BIP Mrd. US$ (nominal) | 449,0 | 508,7 | 665,7 | 801,1 | 930,4 |
Inflationsrate (Jahresdurchschnitt)% | 8,4 | 14,7 | 6,6 | 6,9 | 5,3 |
Arbeitslosenrate (Jahresdurchschnitt) % | 10,5 | 10,9 | ... | ... | ... |
Export von Gütern Mrd. US$ | 60,4 | 73,1 | 96,5 | 118,4 | 127,9 |
Import von Gütern (fob) Mrd. US$ | 47,2 | 48,3 | 62,8 | 73,1 | 92,1 |
Netto-Direktinvestitionen Mrd. US$ | 14,1 | 9,9 | 8,7 | 13,1 | 13,0 |
Brutto-Auslandsverschuldung Mrd. US$ | 228,8 | 235,9 | 220,4 |
183,5 |
173,0 |
Euro Wechselkurs, Jahresdurchschnitt | 2,9 | 3,5 | 3,6 | 3,0 | 2,8 |
Branchen mit besonders guten Marktchancen in
Brasilien
- Agrarindustrie: Brasilien ist
bei einigen Agrarprodukten bereits einer der führenden
Produzenten und Exporteure. Marktchancen bestehen aber im Bereich
Agrartechnologie und in der lebensmittelverarbeitenden Industrie.
- Energie: Die brasilianische Regierung will bis 2008 14 Mrd. US-Dollar
in den Ausbau der Energieversorgung investieren. Erdgas wird in Zukunft
eine wichtige Rolle spielen, und auch der Bereich der alternativen
Energien ist vielversprechend.
- Stahlindustrie: Brasilien ist der achtgrößte
Stahlproduzent der Welt. Nach einem umfassenden Privatisierungsprozess
bestehen insbesondere für Zulieferer Möglichkeiten,
auf dem brasilianischen Markt Fuß zu fassen.
- Fahrzeugindustrie: 2,2 Mio. produzierte Fahrzeuge jährlich
stehen für gute Marktchancen bei Zulieferern dieses
Industriezweigs.
- Sicherheitstechnik: Wachstumsraten von 15-20 % jährlich.
- Telekommunikation: Gemessen an den Verkaufszahlen von Mobiltelefonen
steht Brasilien weltweit an zweiter Stelle. Auch in anderen Zweigen des
Telekommunikationsbereiches bestehen Chancen für Investoren,
Betreiber und Hersteller.
- Umweltschutztechnologie: Wachstumsraten von 8 - 10 %
jährlich liegen aufgrund der unklaren Umweltschutzgesetzgebung
noch unterhalb des tatsächlich möglichen Potenzials.
Wichtigste Handelspartner
Brasiliens
(in %) | Export | Import |
2005, erstes Halbjahr | ||
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Mercosul | 10,0% | 10,0% |
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Lateinamerika (einsch. Msul) | 23,2 | 16,1% |
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USA | 20,2% | 18,0% |
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Deutschland | 4,4% | 8,7% |
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EU (einschl. Deutschland) | 23,8% | 26,1% |
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Asien | 14,8% | 22,0% |
Quellen: CIA, dbresearch.de, bfai.de, auwi-bayern.de, handelsblatt, ixpos, wko.at, eigene Quellen

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